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Vernissage am 31.März 2012
"Karl May - 100. Todestag" Gestaltung Karl May Haus Hohenstein-Ernstthal


 

 


 
 
Fotos: M. Lehmann

 

 

Lesen Sie, wie Karl May Ponitz für sich erschliessen wollte:

Karl May in Ponitz

Karl May stattete dem Seilermeister Krause am 10. April 1869 einen Besuch in Ponitz ab, allerdings nicht gerade in bester Absicht. Durch den erfolgreichen Ausgang seines dreisten Gaunerstücks in Wiederau bestärkt, versuchte er einen ähnlichen Trick vor anderen Kulissen zu wiederholen.

Als „Mitglied der geheimen Polizei“ fahndet May beim Seilermeister Krause nach Falschgeld, doch zuvor hatte er vorsorglich die Familienangehörigen des Raumes verwiesen, um die delikate Angelegenheit unbeobachtet abwickeln zu können. Nach kurzer Untersuchung der im Hause vorhandenen Barschaft „erkannte" er 23 Taler in Courantbillets und sieben Taler in klingender Münze als „falsch“ und konfiszierte sie. Danach forderte May den Seilermeister auf, ihm stracks zum Gerichtsamt nach Crimmitschau zu folgen. Bei Frankenhausen, einem kleinen Vorort von Crimmitschau, versuchte May, sich mit den Talern abzusetzen. Er müsse ein natürliches Bedürfnis befriedigen, gab er vor, und schlug sich in die Büsche. Doch der Seilermeister zeigte sich als „Teilnehmer am 1849er Feldzug“ couragiert und nahm mit einem weiteren Helfer die Verfolgung auf. Bald war May eingeholt, dieser warf die erbeuteten Taler von sich. Allein das genügte nicht, um der Ergreifung zu entgehen. May zog ein nach eigenen Angaben ungeladenes Doppelterzerol aus der Tasche, bedrohte damit den Meister Krause und schrie nach dessen späterer Aussage: „Luder, verfolg mich nicht, oder du bist des Todes!“ May widersetzte sich damit der Festnahme und konnte fliehen. Der Seilermeister brachte sogleich den unerhörten Fall im Gerichtsamt Crimmitschau zur Anzeige.

Jahre danach wob er diese Ereignisse um Ponitz in seinen Roman „In den Schluchten des Balkan“,
Band 4 der „Gesammelten Reiseerzählungen“ ein.

Quelle: „Reisen zu Karl May“ von Wolfgang Hallmann und Christian Heermann, Westsachsen Verlag GmbH Zwickau, 1992, S. 156.